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JournalSpeak

JournalSpeak ist eine (Selbst)Therapie-Technik, entwickelt von der amerikanischen Psychotherapeutin Nicole Sachs. Es ist eine Schreibübung, die du ganz ohne Filter und ohne die innere Zensur schreibst, privat und nur für dich.

Wie du schon unter dem Menüpunkt über Gefühle lesen konntest, kann das Gehirn auch Gefühle und Emotionen als gefährlich deuten. Gefühle, die zu groß sind, einem überwältigend vorkommen, unterdrückt man oft (unbewusst) als sie zu konfrontieren. Es muss dabei nicht um schwerwiegende Traumata gehen, wie Schock Trauma, extreme Vernachlässigung und Gewalt. Auch kleine individuelle Traumata wie seelische Spannungen, innere Konflikte oder ungelöste Konflikte mit anderen, Vernachlässigung eigener Bedürfnisse, Leistungsdruck und Perfektionismus können im Gehirn die Gefahrensignale aktivieren und Schmerzen hervorrufen.

JournalSpeak Schreibübung

Vor dem Zulassen, Spüren und Verarbeiten dieser überwältigenden Gefühle will unser Gehirn uns schützen, und manchmal tut es das mit körperlichen Symptomen wie Schmerzen. Es klingt absurd und unlogisch, aber für das Gehirn ist der Schmerz im Vergleich zu großen Gefühlen das kleinere Übel.  

JournalSpeak Schreibübung

JournalSpeak bietet dir den sicheren Ort, deine Gefühle und die authentischsten Gedanken zuzulassen, egal wie "hässlich" sie dir vorkommen. Du verletzt dabei keinen und wirst nicht von anderen oder von deinem inneren Kritiker dafür kritisiert oder bestraft. Es ist nur eine Schreibübung. JournalSpeak ist eine Art Routine zur Pflege der seelischen Gesundheit. Genauso wie du morgens Zähne putzt, weil du deine Zähne pflegen möchtest. Du tust es, weil du weißt, dass es dir jetzt und langfristig gut tut, und danach machst du mit deinem Tag weiter. JournalSpeak ist wie Zähneputzen für die Seele – " schreiben, löschen, weitermachen", analog wie beim Zähneputzen  "bürsten, ausspucken, ausspülen".  

In diesem Kapitel lernst du folgendes:

Wie fange ich an?

Wie läuft JournalSpeak ab?

Worüber soll ich schreiben?

Warum muss ich danach meditieren?

Wie soll ich mein Geschriebenes deuten?

Was soll ich unter meinem inneren Widerstand verstehen?

Muss ich die Schreibübung für immer schreiben, damit ich symptomfrei bleibe?

Ich habe Zweifel, wie gehe ich damit um?

Wie finde ich Zugang zu meinen Gefühlen?

Nachdem ich mit JournalSpeak angefangen habe, sind meine Symptome intensiver geworden. Soll ich trotzdem weitermachen?

Gefühle zulassen, verarbeiten, loslassen

Wie fange ich an?

Nimm dir etwas Zeit und erstelle eine Tabelle mit drei Spalten:

In die erste Spalte trägst du die wichtigsten negativen und auch positiven Ereignisse und Erinnerungen aus deiner Kindheit und Jugend. Hier könnten zum Beispiel Stichworte wie Scheidung der Eltern, kritischer Elternteil, Streit mit Geschwistern, Mobbying in der Schule, eine peinliche Situation vor deinen Schulkameraden, Umzug, aber auch positive Erinnerungen wie ein Sieg beim Schulwettbewerb, dein Lieblingsmensch als Kind, ein Geschenk, das du dir als Kind so sehr gewünscht hast, usw. 

In die zweite Spalte trägst du deine Alltagsstressoren von heute. Was stresst dich, was triggert dich? Hier kann alles mögliche stehen wie Geldsorgen, Stress im Job, Beziehungen mit PartnerIn, Kindern, Eltern, KollegInnen, Chef, Einsamkeit, zu viele Aufgaben, zu wenig Zeit, usw.

In die dritte Spalte schreibst du deine Persönlichkeitseigenschaften, deine Stärken und Schwächen. Wie würden deine Freunde dich beschreiben, was schätzen sie an dir am meisten? Z. B. du kümmerst dich immer um alle(s), du willst alles richtig machen (am besten selber erledigen), oder du hast Schwierigkeiten, Leute anzusprechen und fühlst dich oft einsam, oder z. B. du magst keine Konflikte und Konfrontationen. Vielleicht kannst du schlecht "Nein" sagen. Vielleicht fällt es dir schwer dich selbst zu loben, oder andere zu loben. Schreib einfach alles auf was dir in den Sinn kommt.

Die Listen kannst du gerne irgendwo privat für dich speichern, damit du für deine JournalSpeak Schreibübungen nicht lange nach einem Thema suchen musst. Die Listen müssen nicht endgültig sein, du kannst sie immer wieder ändern und anpassen und ergänzen. Ein Beispiel:

JournalSpeak Anleitung

Worüber soll ich schreiben?

“Schreib einfach los” ist einfacher gesagt als getan. Es ist nicht schlimm, wenn du vor allem am Anfang etwas Hilfe brauchst. Worüber du schreiben könntest, findest du hier... 

Wie läuft JournalSpeak ab?

Jetzt wo du deine Listen angefangen hast, suche dir ein beliebiges Thema aus. Eventuell aus der Spalte mit den Alltagsstressoren, da diese häufig für eine(n) am einfachsten nachzuvollziehen sind, aber das ist kein Muss!

Setze den Wecker z.B. auf deinem Handy auf 20 Minuten und drehe das Handy um, damit du nicht von der Zeit oder von den Pop-Up Nachrichten abgelenkt wirst.  

Du schreibst die Übung entweder per Hand, oder tippst am Computer, oder wenn du gerade keine Möglichkeit hast aufzuschreiben, schreibst du mit dem Finger in der Luft. Du kannst die Worte auch laut aussprechen, aber die Erfahrung hat gezeigt wie auch wissenschaftlich bewiesen, dass Aufschreiben mehr bewirkt als laut Aussprechen oder nur leise Denken.  

Du kannst alles sagen, ganz ohne die innere Zensur und den inneren Kritiker. Du kannst z.B. einen Brief an jemanden schreiben, der/die dich verletzt hat, und in diesem Brief die schlimmsten Worte benutzen – du verschickst den Brief ja nicht. Du kannst auf dem Papier jemanden fies anpöbeln, ohne das in deren Gesicht tun zu müssen. Oder du kannst im Selbstmitleid schwelgen, ohne dass jemand schief guckt.  Du kannst den Brief auch an dein Symptom adressieren.

Du musst nichts in Ordnung bringen oder ändern, fühle einfach die Emotionen und Gefühle, die dabei hochkommen, sitze bewusst mit den Gefühlen und beobachte sie, gebe ihnen Raum auf dem Papier, ohne sie oder dich selbst dabei zu verurteilen.  

Du wirst das Geschriebene nicht behalten oder speichern.  

Du musst nicht lesbar oder grammatisch korrekt schreiben, du musst es nachher nicht lesen können. So sieht zum Beispiel meine JournalSpeak Übung aus (ich schreibe mehrfach über die gleichen Zeilen), und nachdem ich das Blatt zerrissen habe:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Du zeigst den Text niemandem. Du vernichtest den geschriebenen Text nach der Übung.  

Du musst die Worte niemandem ins Gesicht sagen und niemanden konfrontieren. Du schreibst nur für dich und niemand sonst ist an der Schreibübung beteiligt. Du musst es nachher mit niemandem besprechen oder analysieren.

Das ist nur eine Übung! Deine Gefühle und Gedanken sind nicht die Wahrheit oder Fakten, sie kommen und gehen und du musst sie nicht für Wahrheit halten oder dich nicht mit deinen Gedanken identifizieren. 

JournalSpeak Schreibübung
JournalSpeak Schreibübung

Warum muss ich danach meditieren?

Es ist zu empfehlen, sich nach der Schreibübung für eine Meditation oder beruhigende Atemübungen noch 10 Minuten Zeit zu nehmen, damit sich dein Gehirn und dein Körper wieder stabilisieren und du aus der JournalSpeak Schreibübung in den Zustand von Rest & Repair und Selbstliebe rübergehst. Das ist wie nach dem Zähneputzen den Mund mit Wasser ausspülen. Du willst den Geschmack der Zahnpasta nicht zu intensiv schmecken, aber nach dem Ausspülen ist dein Atem trotzdem frisch. So ist es auch mit einer 10-minütigen Meditation nach der Schreibübung – du willst die Intensität der Worte, die du gerade aufgeschrieben hast, nicht zu intensiv nachspüren. Eine Meditation kann dich dabei wunderbar helfen, wieder etwas Distanz zu den intensiven Gefühlen zu gewinnen und Schritt für Schritt Vertrauen zu lernen, dass es ok und sicher ist, deine Gefühle zu fühlen. 

Authentische Gefühle zuzulassen kann beängstigend sein. "Wenn ich mit meinen Gefühlen sitze, dann fühle ich mich danach ja noch schlimmer," höre ich dann. Nein, tatsächlich ist der Effekt der JournalSpeak Übung genau umgekehrt - den Gefühlen ein sicheres Ventil zu geben nimmt den Druck raus, reduziert die "Bedrohlichkeit" der Gefühle für dein Nervensystem und befreit dich von der Last. Wie sonst sollen sie raus?

Die Angst, die eigenen Gefühle zuzulassen oder sie zu fühlen, kann auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein: 

  • Schutzmechanismus: Oft entsteht Angst vor dem Fühlen der eigenen Gefühle als Schutzmechanismus. Negative Emotionen wie Traurigkeit, Wut oder Angst können schmerzhaft sein. Um sich vor diesem Schmerz zu schützen, unterdrücken Menschen diese Gefühle.

  • Angst vor Verwundbarkeit: Gefühle zuzulassen bedeutet oft, sich verwundbar zu zeigen. Viele Menschen fürchten, dass sie als schwach oder unkontrolliert wahrgenommen werden könnten, wenn sie ihre wahren Gefühle zeigen.
  • Negative Erfahrungen: Menschen, die in der Vergangenheit negative Erfahrungen gemacht haben, als sie ihre Gefühle gezeigt haben, z.B. Ablehnung, Kritik oder Bestrafung, neigen dazu, ihre Gefühle zu unterdrücken, um ähnliche Erfahrungen zu vermeiden.

  • Soziale und kulturelle Normen: In vielen Kulturen und Gesellschaften gibt es Normen und Erwartungen darüber, welche Gefühle gezeigt werden dürfen und welche nicht. Männer beispielsweise lernen oft, dass sie stark und emotionslos sein sollen, was es ihnen schwer macht, Gefühle wie Traurigkeit oder Angst zuzulassen. Gefühle wie Wut wird gar nicht toleriert.

  • Mangelndes Selbstbewusstsein: Ein geringes Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl kann dazu führen, dass Menschen Angst haben, ihre Gefühle zu zeigen. Sie befürchten, dass ihre Gefühle nicht legitim oder wichtig genug sind.

  • Unkenntnis und Verwirrung: Manche Menschen haben Schwierigkeiten, ihre eigenen Gefühle zu identifizieren oder zu verstehen. Diese Verwirrung kann Angst hervorrufen, da sie nicht wissen, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen sollen.

  • Kontrollverlust: Gefühle zuzulassen kann bedeuten, ein gewisses Maß an Kontrolle loszulassen. Für Menschen, die stark auf Kontrolle bedacht sind, kann dies eine beängstigende Vorstellung sein.

Ich möchte, dass du weißt - diese Ängste sind normal. Gefühle zuzulassen kann unangenehm sein, aber es schadet dir nicht, auch wenn das so wirkt.  Deshalb habe ich für dich einige positive Affirmationen zusammengestellt, die du dir nach der JournalSpeak Schreibübung als Botschaften der Sicherheit sagen kannst.

Ich will doch nicht so hässlich schreiben!

Vielleicht denkst du gerade "Aber ich liebe doch meine … (Mutter, Vater, Kind, Partner….), ich kann doch nicht so was über ihn/sie denken und schreiben! Was bin ich dann für ein Mensch?“ Vergiss nicht - Gefühle und Gedanken sind nur eine Interpretation des Gehirns! Falls du den Menüpunkt über unterdrückte Gefühle gelesen hast, kennst du mein Beispiel mit dem Trotzanfall eines Kindes. Genauso wie die Worte, die das Kind in dem Beispiel während des Trotzanfalles im Supermarkt schreit, nicht wirklich der Wahrheit entsprechen, sind es auch deine Worte bei der Schreibübung nicht die Wahrheit. Das Kind hasst nicht wirklich seine Eltern. Es ist nur sein einziger Weg in dem Moment, zu kommunizieren, dass die Situation nicht nach seinem Wunsch läuft. Und deshalb brauchst auch du keine Angst zu haben oder dir Gedanken zu machen, dass du bei der Schreibübung jemanden verletzen könntest oder jemanden dadurch weniger lieb hast oder gar ein schlechter Mensch bist. Nein, bist du nicht! Weil du die Übung ganz privat schreibst, nach 20 Minuten das Blatt vernichtest und, wie das Kind in dem Beispiel, mit deinem Tag weitermachst. Es ist nur eine Übung und eine Hilfe, Gefühle zu fühlen statt sie nur zu denken oder unterdrücken.

Schaltet sich dabei der innere Kritiker doch ein, sei geduldig mit dir selbst und gehe mit dir selbst liebevoll und behutsam um. Der innere Wiederstand ist absolut normal, weil du so nicht gelernt hast, deinen Gefühlen Raum zu geben. Oder besser gesagt, du hast es im Laufe des Erwachsenwerdens verlernt. In JournalSpeak zu schreiben ist wie eine neue Sprache zu lernen und das braucht Zeit und Übung bis du darin fließend mit dir selbst kommunizieren kannst. 

Und keine Angst, du wirst nicht zu einem aggressiven wütenden Menschen werden, der ungefiltert herumpöbelt und taktlos alle kritisiert und beleidigt. Erstens, ich betone nochmal: es ist nur eine Übung! Und zweitens, die Übung schreibst du zwar roh und aus der Seele, aber mit viel Empathie und Liebe für dich selbst. Deshalb ist es auch wichtig, nach JournalSpeak mindestens 10 Minuten zu meditieren, damit du dich wieder herunterregulieren kannst.

Ich finde keinen Zugang zu meinen Gefühlen

Ein Gefühl der emotionalen Taubheit ist oft ein Zeichen für inneren Widerstand. Anstatt sich den schwierigen Gefühlen zu stellen, die mit der Genesung einhergehen, ziehst du es vor, gar nichts zu fühlen, weil es sicherer erscheint. Das ist oft eine unbewusste Reaktion. Der Widerstand funktioniert hier wie eine Schutzmauer, hinter der sich innere ungelöste Konflikte und unterdrückte Gefühle bergen, die von dem Gehirn bedrohlicher eingestuft werden als das chronische Symptom.

 

Warum tun wir das? Die Gründe sind sehr unterschiedlich - und meistens unbewusst! Vielleicht hast du in der Kindheit die Erfahrung gemacht, dass manche Gefühle "unpassend" waren oder nicht akzeptiert wurden oder für dich zu schmerzhaft waren. Das kann ein Grund sein, warum manche  Menschen nur oberflächliche, „sichere“ Gefühle, wie Neutralität oder Zufriedenheit spüren, während darunter tiefere Emotionen liegen, die unbewusst blockiert werden.

 

Eine Gefühlsvermeidung kann auch wie eine Schutzmauer dienen, um dich vor weiteren Verletzungen zu schützen.

Echte Gefühle, insbesondere negative, machen uns oft verletzlich. Vielleicht hast du Angst hat, diese Verletzlichkeit zu zeigen oder dich damit auseinanderzusetzen.

Oder vielleicht bist du eine Person, die ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle und Perfektion hat und neigst deshalb dazu, „unangenehme“ Gefühle zu unterdrücken, um die äußere Fassade bzw. das Bild der Kontrolle aufrechtzuerhalten. 

Manchmal verstecken sich die Gefühle hinter Rationalisierung und Intellektualisierung - dann denkst du deine Gefühle statt sie zu fühlen.

Auch gesellschaftliche Erwartungen spielen eine Rolle, warum wir manche Gefühle verstecken bzw. unterdrücken. Wenn Wut, Zorn oder Hass ungefiltert ausgelebt werden, können sie großen Schaden anrichten. Wut ist ein Gefühl, das in unserer Gesellschaft oft als unangebracht gilt. Deshalb haben viele von uns gelernt, Wut geschickt zu unterdrücken. Es gehört sich nicht, den eigenen Zorn offen zu zeigen. Bist du vielleicht auch jemand, der behauptet, nie wütend zu werden?

Doch Wut zu stark zu unterdrücken, ist ebenfalls nicht gut. Unterdrückte Wut hat oft großen Einfluss auf deine chronischen Symptome. JournalSpeak bietet auch für solche intensive Gefühle wie Wut einen sicheren und empathischen Raum.

Vielleicht sagst du jetzt, dass du deine Wut nicht spüren kannst? Ich kann dir versprechen, sie ist da – und sie muss raus. Sie wird auf irgendeine Weise Ausdruck finden, ob bewusst oder unbewusst. Deine Aufgabe ist es, mithilfe von JournalSpeak bewusst einen gesunden Weg für den Ausdruck deiner unterdrückten Wut zu wählen – nicht durch Aggressionen gegenüber anderen, nicht durch Unterdrücken, bis du körperliche Symptome entwickelst, sondern durch den sicheren Rahmen einer JournalSpeak-Schreibübung!​​

Wenn du deine Wut nicht wahrnehmen kannst, schau genauer hin: Hinter welchen anderen Gefühlen könnte sie sich verstecken? Bist du traurig, weil du verlassen wurdest oder jemanden verloren hast? Enttäuscht, weil dich jemand ungerecht behandelt hat? Missachtet jemand ständig deine Grenzen? Fühlst du dich nicht ernst genommen oder hilflos, allein gelassen mit deinen Sorgen und Aufgaben? Hast du das Gefühl, nie genug zu sein? Diese Gefühle sind alle verschiedene Gesichter der Wut!

Meine Symptome werden nach der JournalSpeak Übung schlimmer!

Keine Panik, das ist normal und kommt öfter vor als du denkst! Warum? Wenn du unterdrückte Gefühle und ungelöste Konflikte an die Oberfläche bringst, aktiviert dies oft das Stresssystem des Körpers. Der Körper reagiert auf psychischen Stress, als wäre er physisch bedroht. Das kann zu einer verstärkten Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin führen, die bestehende Symptome verschlimmern können. Dein Körper und Gehirn haben sich möglicherweise daran gewöhnt, bestimmte Emotionen zu unterdrücken. Wenn du beginnst, diese Emotionen zuzulassen und auszudrücken, kann dein Nervensystem auf „Alarmbereitschaft“ umschalten und deine Symptome verschlechtern sich. Diese Reaktion ist oft ein Zeichen dafür, dass das Nervensystem empfindlicher wird, weil es die Veränderungen bemerkt und darauf reagiert. Dein Körper und Gehirn haben sich an die unterdrückten Zustände gewöhnt, und das Aufdecken dieser Emotionen kann zunächst unangenehm und intensiv wirken. Oft ist das vorübergehende Aufflammen von Symptomen auch ein Zeichen dafür sein, dass Spannungen und emotionale Blockaden, die sich im Körper manifestiert haben, tatsächlich beginnen, sich aufzulösen. Dieser Prozess kann unangenehm sein, bevor es besser wird, ähnlich wie bei einem Muskelkater nach dem Training. 

Bleibe dran! Und baue noch mehr Selbstfürsorge ein, vergesse nicht bzw. ignoriere nicht die Meditation nach der Schreibübung. Schließe die Übung mit einer regulierenden Meditation ab. Damit hilfst du deinem Nervensystem zu vermitteln, dass dies nur eine Übung war, die harmlos ist und die vermeintliche "Bedrohung" zu Ende ist.

Meine Gefühle drehen sich nur um meine Symptome

Deine chronischen Symptome sind vielleicht gerade das drängendste Thema in deinem Leben, und deshalb stehen sie im Mittelpunkt deiner Gedanken und Gefühle. Vielleicht bist du von deinen Symptomen stark betroffen und  deine tiefsten Emotionen und Konflikte werden derzeit von den chronischen Symptomen überlagert. Die Symptome können als eine Art "Schutzmauer" dienen, die dich davon abhält, andere emotionale Themen anzusprechen. Dein Gehirn hat sich möglicherweise daran gewöhnt, immer wieder über die Symptome nachzudenken, weil das Thema immer präsent ist. Das kann es schwierig machen, den Fokus auf andere Bereiche zu lenken.

Nutze deine Gefühle über deine Symptome als eine Einladung. Frag dich zum Beispiel: „Was ist die schlimmste Sache, die meine Symptome in meinem Leben verursacht haben?“ oder „Was fürchte ich am meisten, dass meine Symptome mir nehmen?“. Oder frag dein Symptom "Ich weiß, du bist nicht ohne Grund hier. Erzähle mir, warum bist du hier? Was möchtest du mir mitteilen?" . Du kannst auch einen Brief an deine Symptome schreiben, als wären sie eine Person. Erzähle ihnen, wie sie dein Leben beeinflusst haben, warum du wütend oder traurig bist, und was du ihnen gerne sagen würdest. Diese Perspektive kann helfen, deine Gefühle auf eine andere Weise auszudrücken und verborgene Emotionen hervorzubringen. Auch könntest du spezifische Fragen formulieren, um andere emotionale Themen zu erkunden. Zum Beispiel: „Was macht mich abseits meiner Symptome glücklich oder traurig?“

Manchmal hilft es, JournalSpeak mit anderen Techniken zu kombinieren. Ergänze JournalSpeak mit anderen Methoden wie Achtsamkeitsübungen oder kreativen Ausdrucksformen, um verschiedene emotionale Ebenen zu erkunden. Statt zu schreiben, zeichne oder male dein JournalSpeak. Oder wenn du merkst, dass du immer wieder bei den Symptomen hängen bleibst, nimm dir eine kurze Pause und reflektiere, warum das so ist. Auch Musik kann helfen, für deine Emotionen Ausdruck zu finden. Vielleicht kann ein bestimmtes Lied eine emotionale Reaktion provozieren und du könntest dies für dein JournalSpeak nutzen.

Muss ich jetzt jeden Tag schreiben?

Es empfiehlt sich, die Schreibübung, vor allem am Anfang, täglich zu machen. Die Tageszeit ist egal, wann es dir am besten passt bzw. wann du die 30 Minuten für dich finden kannst, damit du ungestört schreiben und danach meditieren kannst. 

Auch wenn mit der Zeit deine Beschwerden abnehmen und du nicht mehr jeden Tag schreiben möchtest, empfehle ich die Schreibübung trotzdem regelmäßig weiterzumachen, wenigstens 1-2 Mal wöchentlich als eine Art präventive Übung und Vorbeugung. Du hörst ja auch nicht auf, die Zähne zu putzen, nur weil der Zahnarzt gesagt hat, dass deine Zähne heute gesund sind. 

Wenn du die Übung verinnerlicht hast und vor allem wenn du am eigenen Körper merkst wie sie dir im Alltag hilft, bleibt es für immer ein wunderbares Tool der Selbsthilfe, egal in welchen Lebenssituationen du dich befindest. Und kannst sie überall ausführen und kostet nichts!  

Das ist aber eine ganze Menge Arbeit!

Ja, ist es. Die Lösung ist einfach, aber nicht leicht umzusetzen, wie Nicole Sachs selber sagt. Wir sind sehr gut darin geübt, die Verantwortung für unser Wohlbefinden anderen zu überlassen – die Ärzte sollen uns wieder heil machen, ein Medikament soll uns helfen. Aber vielleicht hast du das schon ausprobiert und die Linderung (wenn überhaupt) war von kurzer Dauer? Es ist nämlich auch eine ganze Menge Arbeit, sich jeden Tag sch..ße zu fühlen! Du hast viel mehr Kontrolle über dein eigenes Wohlbefinden als du gelernt oder bisher gedacht hast. In dir stecken unendliche Ressourcen, dir selber zu helfen. Und weil du schon alles erfolglos ausprobiert hast, was hast du zu verlieren? 

Sich schlecht zu fühlen ist auch anstrengend

Warum ist JournalSpeak effektiv bei der Überwindung chronischer Symptome? 

Du reduzierst die emotionale Überflutung

Indem du regelmäßig über deine Ängste, Sorgen und unangenehmen Gefühle schreibst, "entlastest" du dein Nervensystem. Das Aufschreiben dieser Gefühle hilft, sie aus deinem Kopf zu bekommen und verhindert, dass sie sich als ständiger Gedankenkreislauf oder als chronische Symptome manifestieren. JournalSpeak schafft so eine sichere Möglichkeit, emotionale Überlastungen abzubauen und das Nervensystem zu beruhigen. 

Du kreierst aktiv neue neurale Bahnen 

Das Schreiben über emotionale Konflikte und Erlebnisse hilft, die Art und Weise zu verändern, wie dein Gehirn auf diese Erlebnisse reagiert. Das regelmäßige Schreiben über belastende Emotionen kann die neuronalen Verbindungen in deinem Gehirn verändern. Es kann helfen, alte Reaktionsmuster zu durchbrechen und gesündere, positivere Verbindungen zu schaffen. JournalSpeak nutzt diesen Mechanismus, um das Gehirn umzuprogrammieren und das Nervensystem Sicherheit zu vermitteln, die die chronischen Symptome reduzieren kann. 

Du lernst mit Angst besser umzugehen

Chronische Symptome gehen oft mit intensiver Angst und Sorge einher, die die Symptome weiter verstärken können. JournalSpeak kann dir helfen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, indem du die zugrunde liegenden emotionalen Auslöser und Ängste erkennst und angehst, wodurch die Angst reduziert und dein Nervensystem beruhigt wird.

Du nimmst die Mind-Body Verbindung bewusster wahr

JournalSpeak ermutigt dich, eine bewusste Verbindung zwischen deinen Gedanken, Gefühlen und körperlichen Symptomen herzustellen. Durch das Schreiben kannst du Muster erkennen, wie bestimmte Emotionen oder stressige Situationen mit der Verschlechterung deiner Symptome korrelieren. Das Bewusstsein für diese Zusammenhänge hilft dabei, die unbewusste Angst zu verringern und ein Gefühl der Kontrolle und Selbstermächtigung zu entwickeln. 

Du lernst dich besser kennen und lieben

JournalSpeak fördert die Selbstreflexion und das Verständnis dafür, warum du bestimmte Emotionen hast und wie sie dein Verhalten und deine körperlichen Empfindungen beeinflussen. Dieses Verständnis kann zu einer tieferen Akzeptanz deiner selbst und deiner Erfahrungen führen. Wenn du aufhörst, gegen deine Gefühle anzukämpfen oder sie zu verdrängen, reduzierst du die damit verbundenen Spannungen und den inneren Konflikt, was eine Linderung der Symptome bewirken kann. 

Du lernst, dass Gefühle sicher sind

Indem du dich regelmäßig und bewusst mit deinen eigenen Gefühlen und inneren Konflikten auseinandersetzt, trainierst du die Fähigkeit, deine Emotionen besser zu regulieren. Du lernst, Emotionen zu erkennen, zu benennen und zuzulassen, anstatt sie zu unterdrücken oder zu vermeiden.

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