Ideen und Themen für JournalSpeak
Jetzt sitzt du da und willst deine erste JournalSpeak Übung schreiben, aber weißt nicht wo du anfangen solltest. Kein Problem! Hier findest du paar Ideen, um es dir etwas einfacher zu gestalten, damit du loslegen kannst.
Schreib zum Beispiel einen Brief, den du nicht verschicken wirst. Deshalb kannst du in dem Brief jedes (Schimpf)Wort benutzen. Lass in dem Brief deinen Gefühlen freien Lauf. Zum Beispiel, jemand hat dich verletzt, aber du kannst denen aus verschiedenen Gründen das alles nicht ins Gesicht sagen. Schreib in dem Brief was dich verletzt hat, wie du dich gefühlt hast. Vielleicht hat die Person dich ja schon mehrmals verletzt, dann schreib über die anderen Male auch. Schreib deine Bedürfnisse auf, was du von der Person stattdessen gerne hättest. Nach 20 Minuten zerreißt du den Brief. Oder adressiere den Brief an dein Symptom, wie z. B. "Lieber Rückenschmerz, ...".
Schreibe über einen inneren Konflikt, z.B. “Ich mache …(das)…, aber eigentlich habe ich keinen Bock drauf”. “Das” kann hier alles sein (z. B. putzen oder kochen jeden Tag, oder arbeiten in deinem Job, oder dich um ein Familienmitglied kümmern), wähle etwas aus deinem Leben aus, was dich stresst. Ein innerer Konflikt kann auch um etwas Positives sein, z. B. du hast ein Jobangebot, aber innerlich kämpfst du mit dir, um du es annehmen solltest. Hier kannst du z. B. über "Was hält mich wirklich zurück, den Job anzunehmen? Wovor habe ich Angst?"
Schreibe über deine Ängste, z.B. “Ich habe Angst vor …" oder “Ich habe Angst, dass …(das)… passiert.” und liste alle deine Ängste auf, egal wie lächerlich sie dir vorkommen. Hier kann alles stehen von "Ich habe Angst, dass ich nicht gut genug bin" oder "Ich habe Angst, dass wenn ich Nein sage, werde ich nicht mehr eingeladen" bis "Ich habe Angst, dass ich für immer meine Symptome haben werde." In der zweiten Hälfte der Schreibübung kannst du auch gerne auf die Ängste eingehen und diese sozusagen "auseinandernehmen", damit du sie auf Wahrheit prüfst - wie wahrscheinlich ist es wirklich, dass diese Angstvorstellung eintreten wird?
Schreib übers Loslassen, z.B. “Ich möchte …(das/wen)… loslassen, aber es ist sehr hart.”
Schreib über was dich ärgert, z.B. “Heute hat mich …(das/wer)… enttäuscht/verletzt/verärgert/genervt.” oder “Ich habe es satt, dass ….”.
Vielleicht willst du von allen einfach in Ruhe gelassen werden, aber Leute wollen jeden Tag was von dir und das nervt dich. Dann schreib darüber, z.B. “Ich hätte gerne, dass Leute mich in Ruhe lassen, aber sie …(tun etwas)… und das nervt mich.”
Vielleicht hast du das Gefühl, dass dir immer wieder etwas Negatives passiert, z.B. du kriegst nie den Job oder den/die PartnerIn, und allen herum geht es viel besser. Dann schreib doch darüber, z.B. “Wieso passiert mir …(das)… immer wieder?”
Schreib über wie voll deine Tage sind und wie du nie Zeit für dich hast. Oder wie du nicht genug Anerkennung bekommst für alles, was du für alle tust.
Schreib über deine Kindheit, z.B. “Die Trennung meiner Eltern” oder “Als meine Oma starb”. Oder über den Umzug als Kind oder über den Schulwechsel.
Schreib über deine Bedürfnisse und Grenzen, die andere nicht respektieren. Oder wie du alles alleine schaffen musst. Oder wie einsam du manchmal bist. Oder wie hart es an manchen Tagen ist. Schreib über Geldsorgen und Zukunftssorgen und über deine Zukunftsängste.
Jemand hat dich kritisiert. Schreib darüber wie du dich dabei gefühlt hast. Oder schreib über den inneren Kritiker, der nie mit dir zufrieden ist.
Das Ziel ist es nicht nur die vorgefallene Situation zu beschreiben (“Mein Chef hat meinen Vorschlag heute wieder ignoriert”, sondern auch die Gefühle zu beschreiben (“Ich fühle mich nicht ernstgenommen. Ich fühle mich wertlos in seinen Augen. Ich kriege nie Anerkennung von ihm. Er hält meinen Kollegen für klüger als mich.”).
Manchmal ist das von dir in JournalSpeak Geschriebene ganz schön heftig, und das ist gut so. Weil genau das öffnet so viele Türe für eine tiefere Reflektion und Empathie für dich selbst – anhand des Chef-Beispiels, erinnert sich sein Verhalten an jemanden anderen in deinem Leben? Hast dich schon in der Vergangenheit so gefühlt? Wieso triggert es dich immer wieder? Wieso brauchst du seine Anerkennung? Bist du wirklich wertlos und nicht klug genug ohne seine Anerkennung?
Du wirst mit der Zeit Verbindungen zwischen deinem Jetzt und deiner Vergangenheit klarer sehen, und dass bestimmte Muster und Glaubenssätze schon länger dich begleitet haben. Vielleicht erinnert dich dein Chef an deinen Vater, der als du Kind warst genauso geizig mit Lob war oder deine Geschwister von ihm mehr Anerkennung bekamen?
Oder anhand des Beispiels “Alle wollen was von mir” oder “Sie respektieren meine Grenzen nicht”, wie gut bist du eigentlich in Grenzen setzten? Kommuniziert du deine Grenzen und Bedürfnisse klar und deutlich? Oder sagst du vielleicht zu schnell “Ja”, weil “Nein” sagen für dich unangenehm ist und du keine Konfrontation magst? Wann hat es angefangen, dass "Nein" sagen schwer wurde, und was könnte dahinterstecken, dass es dazu gekommen ist, dass du es allen recht machen wolltest?
Wie du siehst, es gibt sehr viele Themen, die du mit einer JournalSpeak Übung verarbeiten kannst. Zeit loszulegen!