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Körper & Geist - eine untrennbare Einheit

Kopfweh nach einem stressigen Tag? Trockener Mund und plötzlicher Schweißausbruch vor einer Präsentation im Job? Herzrasen und Händezittern beim Umdrehen der Prüfungsunterlagen? "Schmetterlinge" im Bauch vor einem Date? Diese körperlichen Reaktionen hat wahrscheinlich jede(r) von uns selbst erlebt. Das sind körperliche Empfindungen, die sich als eine Reaktion auf eine emotionale Belastung bzw. Aufregung durch den Körper zeigen

Bei uns, Menschen, sind Psyche und Körper eng miteinander verbunden. Es ist irreführend und sogar fahrlässig diese voneinander getrennt zu betrachten. Die Einstellung, dass Psyche und Körper einander nicht beeinflussen, ist veraltet. Der Körper und der Geist bilden eine ganzheitliche Einheit.

Körperliche Empfindungen auf emotionaler Belastung www.schmerzumdeuten.de

Akuter vs. chronischer Schmerz

Chronische Schmerzen sind biopsychosozial

Diese Webseite verspricht dir nicht ein Leben ohne Schmerzen! Der Schmerz gehört zum Menschsein und ist nicht vermeidbar. Schmerz hat eine Schutzfunktion, die von der Evolution aus überlebenswichtigen Gründen so gewollt ist.

 

Es ist deshalb wichtig zu unterscheiden zwischen akuten körperlichen Schmerzen (z.B. bei akuten Gewebeschäden) und chronischen körperlichen Schmerzen. Akuter Schmerz z.B. beim Knochenbruch signalisiert normalerweise, dass der Körper eventuell einen Schaden bekommen hat, die weitere Funktionsweise gestört ist und diese für das Leben und Gesundheit gefährlich sein könnte. Chronische Schmerzen erfüllen diesen Zweck nicht, haben einen neuroplastischen Ursprung und sind deshalb nicht gefährlich, werden aber vom Gehirn fehlerhaft als gefährlich gedeutet. Lese mehr...

Es ist aber wichtig zu wissen, dass - egal ob der Schmerz akut oder chronisch ist - die Intensität, in der du die Empfindung wahrnimmst, wird von deinem Gehirn entschieden, weil alle Schmerzen im Gehirn beginnen! Das Gehirn analysiert alle relevanten Informationen aus dem Körper und aus dem Umfeld, vergleicht diese mit vergangenen Erfahrungen und Erinnerungen, und entscheidet über die Notwendigkeit der Schmerzen, über die Intensität und Dauer. Diese Entscheidung des Gehirns basiert nie nur auf den möglichen körperlichen Schaden, sondern bezieht sich auch auf den psychischen, emotionalen & seelischen Stress der Person. Schmerz - und andere chronische Zustände - ist immer biopsychosozial. 

Das gute Kind hat viele Namen 

In der englischsprachigen Fachliteratur gibt es mittlerweile viele unterschiedliche Begriffe für chronische Symptome und Syndrome, deren Ursprung neuroplastisch ist, das heißt, die sich durch zusammenwirkende Nervenbahnen im Gehirn als eine Reaktion auf Stress entwickeln und als eine sogenannte "default"-Setting bzw. eine Art Gewohnheit vom Gehirn erlernt werden. 

PPDA benutzt für diese Mind-Body-Störungsbilder den Begriff den Begriff psychophysiologisch (psychophysiological disorder). In dem deutschsprachigen Raum werden diese Art von Störungsbilder oft als psychosomatisch klassifiziert, was die Betroffene häufig als Schimpfwort wahrnehmen, als ob sie dadurch psychisch krank wären oder ihre Symptome nur "einbilden". Das ist aber nicht wahr! Alle chronischen Mind-Body Symptome sind echt und nicht eingebildet! 

Begriffe für neuroplastische Symptome

Egal welchen Begriff du gerade liest, sie alle haben die gleiche Bedeutung: chronischer Zustand, der durch eine Fehlentscheidung der neuronalen Schaltkreise im Gehirn verursacht bzw. aufrechterhalten wird und der medizinisch unerklärlich oder nicht genügend erklärlich ist.

Wem könnten die Tools helfen?

Diese Webseite befasst sich nicht nur mit chronischen Schmerzen, sondern auch mit anderen chronischen Empfindungen, Diagnosen und chronischen Leidenszuständen, die oft medizinisch unerklärlich bleiben bzw. für deren Entstehung die gleichen gelernten Nervenbahnen im Gehirn zuständig sind.  Am Ende ist es egal wie wir es nennen - die Hintergründe warum deine Symptome entstanden sind bzw. von deinem Gehirn aufrechterhalten werden, sind die selben. D.h. dein Rückenschmerzen ist meine Migräne, sein Reizdarm ist ihre Fibromyalgie, usw.

Lese weiter... 

Körperliche Empfindungen wie Schmerz, aber auch Jucken, Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühl können neuroplastisch bedingt sein

Der internationale Verband der Neuroplastischen Schmerzen (Psychophysiologic Disorders Association, kurz PPDA) verbindet ÄrztInnen, TherapeutInnen und Betroffene, die den neuroplastischen Ansatz in ihre Behandlung integrieren wollen. Der Verband hat eine Liste der Diagnosen veröffentlicht, dessen Behandlung von den hier beschriebenen Tools profitieren können. Klicke HIER um die Liste anzusehen.

Es ist aber notwendig, die körperlichen Symptome vom Arzt aufklären lassen, damit ein Tumor, eine bakterielle Entzündung oder ein medizinischer Notfall ausgeschlossen werden können! 

Deine Persönlichkeit ist deine Bewältigungsstrategie

  • Hast du perfektionistische Züge? 

  • Setzt du dich unter viel Druck? Hast du sehr hohe Ansprüche an dich? Bist du häufig mit dir selbst übermäßig kritisch

  • Möchtest du es allen recht machen, damit alle glücklich sind und kein Streit aufkommt? 

  • Bist zu übermäßig verantwortungsvoll

  • Fällt es dir schwer, Entscheidungen zu treffen oder Grenzen zu setzen? 

Hast du dich eventuell erkannt? Wenn ja, gehörst du statistisch gesehen zu den Menschen, die häufiger chronische Schmerzen oder andere chronische Symptome entwickeln.

Wieso, fragst du jetzt? Weil diese Persönlichkeitseigenschaften auf Angst basieren. Ein Perfektionist hat Angst, die Kontrolle zu verlieren. Eigentlich hat ein Perfektionist gar keine Kontrolle, auch wenn er sich das mit seinem Verhalten und rigidem Denken einredet. Perfektionismus ist nämlich eine falsche Sicherheit. Eine ängstliche Person anderseits, die alles vorsichtig bis ins kleinste Detail plant, hat Angst, dass ohne diesen Plan was Schlimmes passieren könnte. Mit dem "aufs Schlimmste vorbereitet sein"-Denken versucht sie mehr Kontrolle über die Situation zu gewinnen. Eine Person, die sich um alle kümmert und zu allem schnell "Ja" sagt, hat Angst, dass bei einem "Nein" sie nicht mehr geliebt wird.    

Diese Angst hast du vor langer Zeit unbewusst gelernt, als du noch ein Kind warst. Die Persönlichkeitseigenschaften sind eigentlich Bewältigungsstrategien, die du als Kind in Situationen angeeignet hast, als du dich aus bestimmten Gründen bedroht fühltest. Die Angst hat deine Persönlichkeit somit gewissermaßen mitgestaltet. 

Das heißt aber nicht, dass du wegen deiner Persönlichkeit zum Scheitern verurteilt bist und nie wieder symptomfrei leben wirst. Und auch heißt es nicht, dass du dich verändern musst. Nein, weil Leute dich genau wegen diesen Eigenschaften auch schätzen! Weil du so gründlich bist, weil auf dich Verlass ist, weil du dir Gedanken über die Planung machst, dich um deine Freundschaften kümmerst oder immer hilfsbereit bist. Diese Eigenschaften sind gleichzeitig deine Stärken, weshalb möchte ich auch nicht, dass du sie verlernst! 

Lautstärkerregler

Was ich aber für dich möchte ist, dass du mit den hier beschriebenen Tools deinen Lautstärkeregler der Angst etwas leiser drehst, damit du statt Intensität mehr Flexibilität in dein Leben integrieren wirst. 

Die Lösung ist simpel, aber nicht einfach

Um dir selbst am erfolgreichsten zu helfen, gibt es drei wichtige Komponente: Sei offen und neugierig, übe viel, und sei geduldig und liebevoll zu dir selbst. 

Habe Vertrauen! 

Falls dieser Perspektivenwechsel für dich ungewöhnlich ist und du noch nicht ganz überzeugt bist darüber was hier geschrieben wird, verlasse dich auf Wissenschaft und auf Experten.  

Ein Austausch mit anderen Mutigen, die sich diesem Perspektivenwechsel ergeben haben, ist eine sehr große Unterstützung bei deiner Selbstheilung. Einander ermutigen und trösten, wenn es gerade nicht läuft, oder die kleinen Siege teilen, damit andere daraus Hoffnung erschöpfen können - es gibt da draußen eine ziemlich große Community von uns! Sprich mich an und ich kann euch zusammenbringen! 

Puzzle

Aber dein allergrößter Beweis, dass es funktioniert, bist du selbst! Gehe diese Reise neugierig an, beobachte deine Gedanken und Reaktionen, sammele kleine Beweise, sei dein eigenes Wissenschaftsexperiment. Sobald du etwas Distanz zu deinen Symptomen gewinnst, kannst du ein aufmerksamer Beobachter werden.  

Üben, üben, üben! 

Psychotherapie

Auch wenn die Lösung zu deiner Selbstheilung simpel ist, heißt es nicht, dass es auch einfach ist. Damit sich der Perspektivenwechsel im Gehirn befestigt, braucht es Zeit und viel Übung. Die jetzigen Nervenbahnen sind durch langfristige Wiederholung entstanden. Das Verlernen dieser und das Neuprogrammieren wird ebenfalls etwas dauern.

 

Setze dir keine Fristen! Je weniger Druck du auf dich ausübst, desto weniger “gefährlich” kommt dieser Perspektivenwechsel deinem Gehirn vor. 

Sei nett zu dir selbst!

Die Sprache in der wir mit uns selbst kommunizieren ist oft eine andere als die wir mit unseren Liebsten benutzen. Würden wir mit anderen so reden, würde man uns berechtigt einen Bully bezeichnen.

 

Wieso fällt es uns oft so schwer, liebevoll zu uns selbst zu sein? Wieso ist es nicht genauso selbstverständlich, die eigenen Bedürfnisse zur Aussprache zu bringen, auf den eigenen Körper zu horchen, sich selbst zu loben und zu trösten?

 

Wenn wir Schmerzen haben und leiden, sprechen wir mit unserem Körper als wäre er ein Feind. “Du bist kaputt, schwach und unzuverlässig!”, “Du bist blöd, ich hasse dich und die Schmerzen!” sagen wir dann unserem Körper in diesen verzweifelten Momenten. 

Selbstliebe

Ändere die Sprache, finde Empathie und Liebe für deinen Körper und dein Gehirn. Empathie ist nicht gleich mit Selbstmitleid. Wie würdest du dein Kind oder deine(n) beste(n) Freund(in) trösten? Genauso solltest du auch mit dir selbst kommunizieren. Alles was dein Körper mit Schmerzen mitteilen möchte ist, dass etwas ändern muss. Und dein Denken kannst nur DU ändern. Dein Körper vermittelt dir die notwendigen Botschaften.

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