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Dein inneres Kind treffen und trösten 

Bevor wir loslegen, nimm dir kurz Zeit, schließe deine Augen und stelle dir diese Frage:

Was musstest du als Kind tun, um in deiner Familie wahrgenommen und umsorgt und geliebt zu werden?

Welche Gefühle und Gedanken kamen für dich hoch? Wie hast du dich bei dieser Übung gefühlt?

 

Dein inneres Kind bewahrt all die Gefühle und Erinnerungen aus deiner Kindheit. Es repräsentiert die Bedürfnisse und Emotionen, die du als Kind hattest. Diese Kindheitserfahrungen können unser Leben als Erwachsene beeinflussen, manchmal mehr, als wir denken.

Nicht nur extreme Erfahrungen wie körperlicher Missbrauch oder schwere Vernachlässigung (lese hier mehr über die sogenannten ACEs) haben Auswirkungen auf das Leben und die Gesundheit im Erwachsenenalter. Auch kleinere Traumata und weniger gravierende Kindheitserfahrungen können langfristige Folgen haben. Das sind Dinge wie:

  • Kleine emotionale Verletzungen: Vielleicht wurden deine Gefühle oft übersehen oder nicht ernst genommen.

  • Fehlende emotionale Unterstützung: Möglicherweise hast du nicht immer die Aufmerksamkeit und Fürsorge bekommen, die du gebraucht hättest. Vielleicht wurdest du nicht so oft umarmt und gekuschelt.

  • Soziale Ausgrenzung: Vielleicht hast du dich in der Schule oft allein gefühlt oder wurdest von anderen gemobbt.

  • Familienkonflikte: Kleine Streitigkeiten oder Spannungen zu Hause können ebenfalls belastend sein.

Diese Erfahrungen, obwohl möglicherweise nicht als extrem negativ wahrgenommen, können dennoch tiefgreifende Auswirkungen auf die psychische und emotionale Gesundheit haben.

Keine Kindheit ist perfekt. Keine Eltern sind perfekt. Es ist unrealistisch, das zu erwarten. Oder das zu behaupten. Auch wenn die Eltern das beste tun, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass sie ihr eigenes emotionales Erfahrungspäckchen mit sich tragen und dieses ungewollt auf die Kinder verteilen. 

Wenn du aber trotzdem der Meinung bist, dass deine Kindheit nur super war, frag dich folgendes:

Würde ich einem Kind, das ich liebe, genau die gleiche Kindheit wünschen, die ich hatte?

Wie hast du innerlich auf diese Frage reagiert? Was kam hoch?

Wie beeinflussen kleinere Traumata das Erwachsenenleben?

Selbst kleinere Traumata können das Leben und die Gesundheit im Erwachsenenalter beeinflussen. Hier sind einige Wege, wie sich diese Erfahrungen manifestieren können:

  • Emotionale und psychologische Auswirkungen:

    • Geringes Selbstwertgefühl: Wenn deine emotionalen Bedürfnisse als Kind oft übersehen wurden, kannst du dich als Erwachsener unsicher und wertlos fühlen.

    • Schwierigkeiten beim Vertrauen: Wenn du in deiner Kindheit oft enttäuscht wurdest, kann es schwer sein, anderen Menschen zu vertrauen.

  • Verhaltens- und Bewältigungsstrategien:

    • Ungesunde Bewältigungsmechanismen: Du könntest dazu neigen, Perfektionismus oder Vermeidung als Wege zu finden, mit Stress umzugehen.

    • Probleme in Beziehungen: Schwierigkeiten, enge Beziehungen aufzubauen oder zu halten, können eine Folge von früheren emotionalen Belastungen sein.

  • Körperliche Gesundheit:

    • Stressbedingte Beschwerden: Kleine Traumata können zu körperlichen Problemen wie Kopfschmerzen oder Schlafstörungen usw. führen.

    • Langfristige Auswirkungen: Auch wenn die Erfahrungen anfangs nicht extrem wirken, können sich die Auswirkungen mit der Zeit verstärken.

 

Beispiele für kleinere Traumata und ihre Folgen:
  • Fehlende emotionale Unterstützung:

    • Beispiel: Deine Eltern waren oft beschäftigt und hatten nicht viel Zeit für dich, was dazu führte, dass du dich manchmal allein fühltest.

    • Auswirkung: Im Erwachsenenalter könntest du Schwierigkeiten haben, deine eigenen emotionalen Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen.

  • Mobbing in der Schule:

    • Beispiel: Du wurdest regelmäßig von Mitschülern gehänselt oder ausgeschlossen.

    • Auswirkung: Das kann zu einem niedrigen Selbstwertgefühl und Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen führen.

  • Fehlende Anerkennung:

    • Beispiel: Deine Leistungen wurden nie gelobt, egal wie hart du gearbeitet hast.

    • Auswirkung: Dies kann zu Problemen führen, dich selbst zu motivieren und deine eigenen Erfolge zu feiern.

Wie kann dir die Arbeit mit dem Inneren Kind helfen?

  • Verstehen, woher deine Gefühle kommen: Durch die Arbeit mit deinem inneren Kind kannst du besser nachvollziehen, warum du bestimmte emotionale Reaktionen hast. Vielleicht verstehst du plötzlich, dass deine aktuellen Ängste oder Unsicherheiten auf Erlebnisse aus deiner Kindheit zurückgehen.

  • Heilen von alten Wunden: Viele Probleme, die wir als Erwachsene haben, stammen von ungelösten Kindheitserfahrungen. Wenn du dir Zeit nimmst, deinem inneren Kind zuzuhören und es zu trösten, kannst du diese alten Wunden heilen und dich emotional stabiler fühlen.

  • Selbstmitgefühl entwickeln: Indem du dir vorstellst, wie du einem verletzten Kind Trost spendest, kannst du lernen, dir selbst mehr Mitgefühl entgegenzubringen. Statt dich selbst zu kritisieren, lernst du, dich genauso liebevoll zu behandeln, wie du es mit einem Kind tun würdest.

  • Verhaltensmuster ändern: Viele Verhaltensweisen und Reaktionen, die wir als Erwachsene zeigen, haben ihre Wurzeln in der Kindheit. Wenn du erkennst, dass diese Muster von deinem inneren Kind stammen, kannst du beginnen, gesündere Wege zu finden, um damit umzugehen.

Zusammen die Wunden heilen

Bleib realistisch: Du kannst die Vergangenheit nicht mehr ändern. Die Kindheit, mit all ihren Höhen und Tiefen, ist ein Teil deiner Geschichte, den du nicht zurückdrehen kannst. Was du jedoch tun kannst, ist, in der Gegenwart als Erwachsene mit deinem inneren Kind in Kontakt zu treten und ihm die Aufmerksamkeit und Fürsorge zu geben, die es braucht. Indem du akzeptierst, dass du die Vergangenheit nicht ändern kannst, schaffst du Raum, um die Vergangenheit loszulassen und um die Gegenwart positiv zu gestalten.

Selbstfürsorge: Du hast jetzt die Fähigkeit, als Erwachsene auf dich selbst zu achten und dein inneres Kind zu unterstützen. Dies bedeutet, dass du dich um die emotionalen Bedürfnisse kümmerst, die in deiner Kindheit vielleicht nicht erfüllt wurden.

 

Veränderung der Beziehung zu dir selbst: Du kannst eine neue, gesunde Beziehung zu deinem inneren Kind aufbauen, indem du ihm die Aufmerksamkeit und Fürsorge gibst, die es verdient.

Übungen für die Arbeit mit deinem Inneren Kind

  • Zuhören und Verständnis zeigen:

    • Aktives Zuhören: Nimm dir Zeit, um wirklich zuzuhören, was dein inneres Kind braucht und fühlt. Dies kann durch Reflexion, Meditation oder therapeutische Gespräche geschehen.

    • Einfühlungsvermögen: Behandle dein inneres Kind mit der gleichen Geduld und Fürsorge, die du einem kleinen Kind entgegenbringen würdest.

  • Verwöhne dein inneres Kind:

    • Emotionale Unterstützung: Gib deinem inneren Kind die emotionale Unterstützung, die es braucht. Das könnte bedeuten, dass du dir selbst positive Bestätigung gibst oder deine eigenen Bedürfnisse ernst nimmst.

    • Kreative Aktivitäten: Engagiere dich in Aktivitäten, die dir Freude bereiten und dir helfen, wieder Kontakt zu den einfacheren Freuden der Kindheit zu finden.

  • Grenzen setzen und Selbstschutz:

    • Gesunde Grenzen: Setze gesunde Grenzen für dich selbst, um dich vor weiteren emotionalen Verletzungen zu schützen. Dies kann helfen, ein Gefühl der Sicherheit für dein inneres Kind zu schaffen.

    • Selbstschutz: Schütze dich vor toxischen Einflüssen und fördere eine positive und unterstützende Umgebung.

  • Schreibe einen Brief an dein inneres Kind:

    • Ziel: Eine Verbindung zu deinem inneren Kind herstellen.

    • Wie es geht:

      • Setz dich an einen ruhigen Ort und schreibe einen Brief an dein jüngeres Ich. Drücke dein Verständnis, Mitgefühl und deine Unterstützung aus. Erzähle deinem inneren Kind, dass du für es da bist.

      • Lies den Brief laut vor oder bewahre ihn auf, um regelmäßig Kontakt zu deinem inneren Kind zu halten.

  • Visualisiere dein inneres Kind:

    • Ziel: Dein inneres Kind in der Vorstellung erleben.

    • Wie es geht:

      • Schließe die Augen und stelle dir vor, wie dein jüngeres Ich aussieht. Visualisiere eine Szene aus deiner Kindheit.

      • Interagiere in deiner Vorstellung mit diesem Kind. Biete ihm Liebe, Unterstützung und Sicherheit an.

  • Erinnere dich an deine Kindheit:

    • Ziel: Die Auswirkungen deiner Kindheit auf dein aktuelles Leben verstehen.

    • Wie es geht:

      • Führe ein Tagebuch, in dem du über prägende Kindheitserinnerungen schreibst. Denke darüber nach, wie diese Erinnerungen dein Verhalten heute beeinflussen.

      • Überlege, welche Gefühle oder Bedürfnisse aus deiner Kindheit noch in dir vorhanden sind und wie du diese heute in deinem Leben berücksichtigen kannst.

Die Arbeit mit dem inneren Kind ist ein Prozess der Akzeptanz und Selbstfürsorge. Auch wenn du die Kindheit nicht ändern kannst, hast du die Möglichkeit, als Erwachsene liebevoll mit deinem inneren Kind in Kontakt zu treten. Indem du ihm zuhörst, ihm Unterstützung und Fürsorge gibst und an deiner eigenen emotionalen Heilung arbeitest, kannst du eine gesunde und erfüllende Beziehung zu dir selbst aufbauen. Das Ziel ist nicht, die Vergangenheit zu verändern, sondern im Hier und Jetzt eine liebevolle und unterstützende Verbindung zu deinem inneren Kind zu schaffen.

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